Immer wieder fällt mir in der medialen Lehrerwelt auf, wie schwer es uns Lehrern fällt, von Ausschließlichkeiten abzusehen. Diskussionen über Methoden und Materialien, Hefte, Schriften, Lernanlässe sind häufig geprägt vom Prinzip der Einseitigkeit. Dies ist gut, jenes macht keinen Sinn, das andere ist albern und Material ist zu bunt.
Unsere Lerngruppen sind alle sehr unterschiedlich, die Schulen, an denen wir arbeiten haben unterschiedliche Schwerpunkte und vielleicht andere Zielvorstellungen als andere Schulen. Die Lehrer, Eltern und vor allem die Kinder sind Individualisten - niemals gleich und niemals gleich zu behandeln.
Wir sind aufgefordert zu differenzieren und zu individualisieren und dennoch suchen wir nach DER Methode, DER Schriftart, DEM Zugang, DEM Lehrwerk.
Diese Suche wird niemals erfolgreich sein, weil es viele Wege, Zugänge und Möglichkeiten gibt.
WIR sind zu unterschiedlich, um alle dieselben Wege zu beschreiten.
Diese Vielfalt in allen Bereichen ist doch etwas Wunderbares.
Ich kann von Kollegen und Kolleginnen lernen, Anregungen aufgreifen, Ideen modifizieren, Ideen verwerfen und Vorgehensweisen für mich und meine Lerngruppe ausschließen.
Aber es ist nicht falsch, wie andere agieren, nur, weil ich es anders machen würde.
Ich bin der Ansicht, heutzutage lässt sich nicht pauschalisierend sagen, diese Methode oder Vorgehensweise ist sinnlos, hier wird zu viel geschnitten, dort zu viel geklebt, Inhalte kommen zu kurz....
Wir können das gar nicht ermessen, solange wir nicht vor Ort sind und ich bin der Ansicht, jede Kollegin und jeder Kollege hat ersteinmal einen Vertrauensvorschuss verdient.
Insbesondere in der medialen Welt - dort viel signifikanter als in meinem realen Umfeld - wird schnell geurteilt und verurteilt.
Mich stört das zunehmend und ich ärgere mich auch manches Mal über diese Lebensausschließlichkeiten und engstirnigen Urteile.
Ich gehe zunächst davon aus, dass alle Kollegen ein fachlich fundiertes Grundwissen haben und dieses stetig erweitern. Nur, weil Kollegen in der medialen Welt den fachlichen Austausch scheuen und sich auf andere Inhalte besinnen, bedeutet das ja nicht, dass sie sich nicht an anderer Stelle fachlich austauschen.
Das Nebeneinander der vielseitigen Einstellungen empfinde ich als Bereicherung, nicht als Belastung oder Zumutung.
Das Leben ist bunt - und das ist gut so!
Vielleicht soll der Kommentar von Mara darauf hinweisen, dass die Schule keine Experimentierwiese für Lehrer darstellt, die gemäß der Liebe zur Buntheit das Ziel aus den Augen verlieren.
Dass manche Methoden schon längst überholt sind, würde eine ernsthafte Auseinandersetzung mit wissenschaftlich Studien bei manchen das Licht aufgehen lassen. Nur weil Lehrer gemeinsam ins selbe Horn blasen und sich gegenseitig die Stange halten bzw. Schulleiter und Behörde allen freie Hand lassen, ist das nicht state of the art, was als bunt herhalten muss. Und wie viele Jugendliche nach der Buntheit der Schule das eintönige Arbeitsleben nicht meistern, darüber geben die Dienstherren oder Arbeitslosenzahlen Auskunft.
Und die Idee, die Welt mit Kinderaugen zu sehen, ist genauso fatal, wie der Text eines Liedes: Kinder an die Macht. Dazu gibt es ja Untersuchungen, die alle weitergebildeten Lehrer kennen werden. Nicht umsonst ist der Ruf um mehr Sozialarbei an Schulen unüberhörbar geworden.
vom 17.01.2017, 17.21
Buntheit bedeutet für mich, ich kann Deine Sichtweise gleichberechtigt neben meiner stehen lassen.
:-)