Unsere Schule wird derzeit von 314 Schülerinnen und Schülern in 13 Klassen besucht. Für uns als Schulleitung - bei vollem Deputat, also 28 Wochenstunden - bedeutet das, dass uns 21 Verwaltungsstunden zustehen.
Aufgrund personeller Engpässe haben wir im vergangenen Schuljahr bereits auf sechs bis sieben dieser Stunden verzichtet und bei eigener Klassenführung jeweils 20 bzw. 21 Wochenstunden unterrichtet.
Das erfordert ein sehr straffes Zeitmanagement und häufig das Rückbesinnen auf unser Kerngeschäft.
Glücklicherweise bin ich ein Morgenmensch und somit in der Regel spätestens um 5.45 Uhr oder auch mal 6.00 Uhr im Büro.
Das ist die ruhigste Zeit in der Schule, denn ich habe sie für mich allein.
Bei einer entspannten Tasse Tee ist die erste Arbeit, die nahezu täglich anfällt, den Vertretungsplan zu schreiben bzw. zu aktualisieren.
Anschließend widme ich mich den Verwaltungsaufgaben, irgendetwas muss immer verschriftlicht, ausgefüllt, beantwortet, statistisch erfasst oder dokumentiert werden.
Die Kollegen werden rasch über den Vertretungsplan informiert und ich strukturiere kurz den Tag für mich.
Um 6.30 Uhr trifft unser (weltbester!) Hausmeister ein und nach einem kurzen privaten Plausch besprechen wir, was am Tag bzw. in der Woche anliegt und erledigt werden muss.
Ab ca. 7.00 Uhr treffen nach und nach die Kolleginnen und Kollegen ein und jeder schaut rasch bei uns im Büro vorbei, sei es um kurz schulische Dinge zu klären, privat zu berichten oder einfach um "Hallo" zu sagen.
Das empfinde ich als sehr nett und angenehm und vor allem auch als wichtig.
Die Konrektorin trifft auch gegen 7.00 Uhr ein und wir gehen den Tag durch und klären, was anliegt, wie wir vorgehen und wer günstigerweise welche Aufgabe davon übernimmt.
Auch hier findet durchaus ein privater Austausch statt, den ich nicht missen möchte.
Ab 7.30 Uhr wird es ein klein wenig hektischer. Aus dem Kopierraum ertönt in der Regel Stöhnen, weil a) der Kopierer streikt oder b) zu viele Menschen kopieren möchten.
Unsere Sekretärin trudelt ein und legt uns Infos vom Anrufbeantworter auf den Schreibtisch, die abgearbeitet werden müssen.
Eltern stehen zuweilen mit einem Male im Büro, entweder, weil sie sich beschweren möchten oder eine Frage haben.
Die Parkplatzsituation wird unübersichtlich und wir versuchen aus dem Bürofenster heraus oder direkt an der Straße einzugreifen und zu vermitteln.
Um 7.50 Uhr beginnt dann der Unterricht mit unserem Offenen Anfang und wir begeben uns in unsere Klassen.
Jetzt dreht sich erst einmal alles um die Kinder. Bis 11.30 Uhr sind wir (als Schulleitung) immer im Unterricht, manchmal auch bis 12.30 Uhr.
Die Klasse(n) musste(n) jedoch sehr schnell lernen, selbstständig weiterzuarbeiten, wenn ich - wenn wir - in dringenden Fällen aus dem Unterricht gerufen werden, um auf Schulleitungsebene zu agieren.
Das geschieht immer wieder einmal und lässt sich leider auch nicht ganz vermeiden.
In der Pause versuchen wir zumindest uns ins Lehrerzimmer zu setzen. Meistens erfolglos, da wir in der Regel ans Telefon oder zu Gesprächen gerufen werden.
Um 11.30 Uhr in der Pause ist das besser. Da ist das Sekretariat nicht mehr besetzt, der Anrufbeantworter läuft und nur wenige Menschen rufen die Durchwahl ins Schulleitungsbüro an.
Das sind entweder das Schulamt oder der Schulträger (oder penetrante Vertreter, die wir aber jedoch immer direkt wieder verabschieden).
Nun beginnt unsere Bürozeit.
Die Tür bleibt offen, so dass jeder, der uns sprechen möchte zu uns kommen kann.
Das eigentliche Schulleitungstagesgeschäft findet dann jetzt statt.
Es ist eine wunderbar unruhige Zeit, nicht zu vergleichen mit dem ruhigen Tagesstart.
Es gibt immer etwas zu besprechen, zu organisieren, zu koordinieren, auszufüllen, zu planen und zu erstellen.
Kinder, Eltern und Mitarbeiter geben sich die Klinke in die Hand und meistens gibt es tagesaktuelle Probleme, die sofort geklärt werden müssen.
Es ist eine abwechslungsreiche Zeit und man weiß morgens nie, was mittags geschehen wird.
Es ist eine laute, trubelige und von Entscheidungen geprägte Zeit, in der auch durchaus mal kontrovers diskutiert wird.
Manchmal gelingt es uns, in die Mensa zu huschen und mit den Kindern mitzuessen bzw. uns ein Essen ins Büro zu holen.
An den meisten Tagen finden Konferenzen, Netzwerktreffen oder Meetings ab 14.00 Uhr statt.
Wobei damit keine internen schulischen Konferenzen gemeint sind, die reduzieren wir auf fünf bis maximal sechs im Halbjahr, sondern eher Schulträgersitzungen, Schulleiterdienstbesprechungen bzw. diverse Netzwerktreffen oder Stiftungskonferenzen.
An Tagen ohne weitere Termine verlassen wir die Schule meist zwischen 15.00 Uhr und 15.30 Uhr, um dann irgendwann noch einmal am heimischen Rechner Unterricht vorzubereiten oder anderes zu planen.
Manchmal gibt es natürlich noch Abendtermine, Sprechtage, Elterninfoveranstaltungen etc.
Und natürlich gehen wir manchmal auch eher nach Hause. Sei es, weil wir alles zügiger abarbeiten konnten oder aber aus dem Gefühl heraus, eine kleine Auszeit zu brauchen.
Dann endet der Vormittag, was selten vorkommt, bereits gegen 13.30 Uhr - zumindest in der Schule.
Der heimische Schreibtisch hält ja zu jeder Uhrzeit einen Platz für uns bereit.
Wir haben gelernt, uns auf das Kerngeschäft zu besinnen.
Das bedeutet zum einen, der Unterricht wird knackig und ohne allzuviel Bastelei vorbereitet.
Stundenlanges Laminieren und Ausschneiden wird auf ein Minimum begrenzt.
Wir überlegen genau, welches Telefonat notwendig ist und welches Formular wirklich sofort und unmittelbar ausgefüllt werden muss.
Unser Anspruch ist es, keine Papierschule zu sein und zu werden, sondern eine lebendige Schule.
Aus diesem Grunde habe schulentwicklungseigene Vorhaben immer Vorrang und der Schreibkram landet durchaus erstmal in der Ablage.
Unsere Schülerinnen un Schüler gehen vor. Es sind die Kinder, um die es geht und nicht die Dokumente. So versuchen wir, Schule zu leben und weiterzuentwickeln.
Mal gelingt uns das sehr gut, mal müssen wir drei Schritte rückwärts gehen, um neuen Anlauf zu nehmen.
Wie überall und immer im Leben.
Ich habe das große Glück in einem Beruf arbeiten zu dürfen, der mich voll und ganz ausfüllt und glücklich macht.
Darüber bin ich sehr froh und dankbar!
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vom 16.11.2024, 07.40