In den vergangenen Jahren hatten wir immer wieder einmal Hospitationsbesuch an unserer Schule.
Sei es aus der näheren Umgebung, sei es aus anderen Bundesländern
oder gar dem benachbarten Ausland. Wir haben jeden einzelnen Besuch immer als große Bereicherung empfunden und konnten alle Besucher ganz mühelos in unseren schulischen Tagesablauf integrieren.
Hospitationsbesuch empfinde ich grundsätzlich als anregend und nicht als belastend.
In den direkten Austausch zu kommen, von anderen Erfahrungen und Bedingungen zu hören, eigene Konzepte zu erläutern und aus einem anderen Blickwinkel wahrgenommen zu werden birgt das große Potential, nicht immer und ausschließlich im eigenen Dunstkreis gefangen zu sein und zu bleiben.
Auch eigene Hospitationen an anderen Schulen waren bislang immer auf die ein oder andere Weise wertvoll.
So erschien es uns sinnvoll, die Idee, die aus unserem Team kam, an anderen Schulen zu hospitieren und später zusammenzutragen, was andere Systeme anders machen als wir, umzusetzen.
Nicht, um abzukupfern oder abzuschauen, sondern um den eigenen Blickwinkel und Horizont zu erweitern und über den Tellerrand zu schauen.
Als die ersten Kollegen mit der Rückmeldung an uns herantraten, dass es nicht so leicht sei, Schulen zu finden, die Hospitationen "erlauben" erschien mir das zunächst gar nicht glaubhaft.
Entweder man gerät an derart beliebte Schulen, dass man sozusagen in eine Abfertigungsmaschinerie gerät, Geld zahlen soll und kaum Gelegenheit für Gespräche bleiben oder aber man ist schlicht nicht wirklich erwünscht.
Naiv wie ich bin, dachte ich, diesem Stadium des "jeder wurschelt hinter geschlossenen Türen" seien wir längst entkommen, wurde und werde aber eines Besseren belehrt.
Nun stellt sich mir die Frage, warum ist das so?
Auch unter Schulleitern erlebe ich durchaus Konkurrenzdenken und Egoismus, was die eigene Schule anbelangt und dies nicht immer zum Vorteil der eigenen Schulentwicklung.
Wovor hat man Angst, wenn man Besucher nicht willkommen heißen mag?
Der Aufwand kann es nicht sein.
Die Gäste kommen, man begrüßt sie und sie gehen mit dem ein oder anderen mit in den ganz normalen Unterricht.
Darum geht es doch gerade.
Schulalltag und das Miteinander in anderen Systemen zu erleben, wahrzunehmen, wie Kolleginnen und Kollegen in anderen Schulen mit alltäglichen Situationen umgehen.
In andere Klassenräume zu schnuppern, andere Strukturen zu erleben und dankenswerterweise eben Schule mal aus einer anderen Perspektive betrachten zu können.
Haben Schulen Angst, man könnte etwas abschauen? Etwas als Eigenes verkaufen, was aber von dort herstammt?
Ein Thema das mich nicht nur real, sondern auch virtuell ganz sicher immer beschäftigt.
Hat man Angst vor Wertung und Kritik? Wobei wir als Gäste weder werten noch kritisieren möchten.
Wird Besuch als Kontrolle empfunden?
Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass Kolleginnen und Kollegen auf ihre freundliche Anfragen gar keine Antworten bekommen oder aber ein Staatsakt aus einer solchen Hospitation gemacht wird.
Und ich bedauere diese Umstände sehr.
Austausch untereinander ist doch vom Ursprung her konstruktiv und sollte nicht lähmend oder belastend sein.
Unsere Türen stehen immer offen und das nicht nur bildlich gesprochen, sondern ganz real.
Wir haben nichts zu verbergen, sondern sind stolz auf unsere schulischen Strukturen, die wir mit viel Arbeit und Engagement in den vergangenen Jahren geschaffen haben.
Und das bedeutet nicht, dass es bei uns perfekt zugeht.
Ganz und gar nicht und zwar nie.
Aber menschlich.
Und wir leben nicht nur mit unseren Kindern eine Willkommenskultur, die von Herzen kommt.
Vielleicht finden sich ja noch Schulen, denen wir für einen Vormittag lang willkommen sind.
Nicht auf der Suche nach Perfektheit, aber auf der Suche nach Kolleginnen und Kollegen, denen es im gemeinsamen Austausch um eine gute Schulentwicklung geht.
Zugunsten unserer Kinder und zugunsten aller, die im System Schule arbeiten.
Mir scheint, es liegt noch ein langer Weg vor uns.
Aber das hat uns noch nie abgeschreckt!
Liebe Susanne,
ich kenne auch die Einstellung, lieber für sich selber im Unterricht zu werkeln und möglichst wenig zu teilen. Ich kann sie allerdings auch nicht nachvollziehen. Falls ihr einen Einblick in eine Förderschule Geistige Entwicklung bekommen möchtet, einer Schule mit familiärer Atmosphäre, tiergestütztem Unterricht, einem kreativen Kollegium und tollen Schülern seid ihr bei uns in Mönchengladbach herzlich willkommen.
Viele Grüße nach Herten
Jörg
vom 21.03.2018, 21.50
Ich würde sehr gerne auf dieses nette Angebot zurückkommen und mich dann bei Dir melden.
Ganz lieben Dank!