Etwas, das wir wie selbstverständlich leben ohne uns darüber viele Gedanken zu machen, die Willkommenskultur unseren Flüchtlingskindern und deren Familien gegenüber, gerät untereinander zu häufig in Vergessenheit.
Ich erinnere mich voller Schaudern an mein Willkommen an der Schule, an der ich mein Referendariat absolvierte. Man teilte mir direkt und unmissverständlich und in exakt diesem Wortlaut mit, ich sei als Lehramtsanwärterin in der "unteren Kaste" und hätte niedere Dienste für die gestandenen Kollegen zu erledigen.
Die zwei Jahre an der katholischen Grundschule gestalteten sich zuweilen als recht schwierig.
Als ich meine erste Vertretungsstelle nach dem Referendariat antrat, begrüßte mich der Schulleiter mit den Worten:
"Sehen Sie zu, dass Sie in die Pötte kommen. Sie übernehmen ab morgen unsere I-Klasse und das ist die schlimmste Klasse hier!"
An beiden Schulen startete ich desillusioniert und frustriert, fühlte mich unwillkommen, nicht angenommen und herumkommandiert.
Das waren keine Einzelerlebnisse. Ich lernte andere Schulen, andere Schulleitungen und andere Teams kennen und immer wieder stieß ich auf eine wenig ausgeprägte Willkommenskultur.
Der erste Eindruck ist prägend. Das ist meine feste Überzeugung. Neue Mitarbeiter "zu bekommen" ist doch grundsätzlich ein wunderbar positives Ereignis, über das ich mich als Schulleitung ganz unbedingt freue.
Warum also nicht etwas von dieser Freude weitergeben und die neue Kollegin, den neuen Kollegen auf vielfältige Weise herzlich willkommen heißen?
Manchmal verstehe ich nicht, warum wir uns so schwer tun im eigenen Umgang miteinander.
Meine geschilderten Erlebnisse liegen Jahrzehnte zurück und ich war damals weit davon entfernt daran zu denken, in die Schulleitung zu gehen.
Doch als ich diesen Schritt gegangen bin, wollte ich besser machen oder anders machen, was ich selbst als negativ erfahren und erlebt hatte.
Darum kam mir die Einstellung unserer Konrektorin so entgegen:
"Alle sollen gerne und ohne Bauchschmerzen in unsere Schule kommen!"
Etwas, das so simpel klingt, nicht immer einfach ist, aber zu so etwas wie unserem Leitsatz geworden ist.
Daran arbeiten wir täglich und immer wieder neu. Mal mit Rückschlägen, vielleicht weil wir selbst einen schlechten Tag hatten, mal sehr erfolgreich.
Morgen nun wird sich eine neue Kollegin vorstellen. Eine Kollegin mit Berufserfahrung, die mirnichtsdirnichts erfahren hat, dass sie zu uns abgeordnet wird.
Das kann positiv sein und aufgenommen werden, aber auch als Belastung empfunden werden.
Und unsere Aufgabe ist es nun, eine Willkommenskultur zu entwickeln, die der Kollegin Lust macht auf unser Team, auf unsere Schule, auf uns.
Das Wichtigste dabei für uns ist sicherlich das persönliche Gespräch.
Normalerweise spielt der Raum eine große Rolle. Morgen wird das zumindest schwierig, da wir zwischen all den gepackten Kisten sitzen und allein mit unseren Schilderungen Lust machen müssen auf das neue Gebäude und den Umzug.
Neue Kolleginnen und Kollegen erhalten am ersten Tag immer ein kleines
Willkommensheft.
Dabei ist das Layout natürlich Geschmackssache, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Bündeln erster wichtiger Informationen als positiv empfunden wird.
Hier kann man in Ruhe noch einmal nachlesen, was man im Gespräch überhört oder anschließend in all der Aufregung und Im Wust all der Informationen vergessen wird.
Wir haben das Heft auf das Allernötigste reduziert, da wir keine umfangreiche und erschlagende Lektüre, sondern einen kurzen Überblick zur Hand geben möchten.
Alles Weitere ergibt sich in der Regel in Gesprächen und im Schulalltag.
Zu zeigen, dass jemand herzlich willkommen ist, wir die Unterstützung im Team brauchen und uns sehr darüber freuen ist die Basis für eine gute, vertrauensvolle und kooperative Zusammenarbeit.
Und wir freuen uns sehr auf die neue Kollegin und hoffen, dass Sie unsere Schule als Bereicherung und nicht als Belastung empfinden wird!
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vom 16.11.2024, 07.38