Die Defizitorientierung aufzubrechen, sich immer bewusst zu machen, dass Positives durchaus überwiegt, Negatives lediglich schwerer zu wiegen scheint, das ist ein steter Prozess.
In den vielen Lehrerzimmern, in denen ich bereits sitzen durfte, trugen wir Lehrer häufig das Leid das Welt.
Nicht wirklich, aber gefühlt und verbalisiert.
Ein Zustand, der zur Eigenunlust führen kann und somit ungut ist.
Nimmt man die Aufgaben hinzu, die wir uns selbst manchmal auferlegen - ich schrieb bereits davon - die aber nicht mehr viel mit unserem eigentlichen Beruf zu tun haben, dann kann das krank machen. Kann. Es muss nicht so sein, es ist nur eine Möglichkeit.
Diese und einige andere Gedankengänge waren in einem der vergangenen Jahre Thema einer Lehrerkonferenz. Wir haben überlegt, wie wir es schaffen können, uns mehr auf das Positive zu besinnen und so entstand unser "Sonnenstrahlenbuch".
Es steht im Lehrerzimmer und wer immer einen glücklichen Moment erlebt, trägt ihn - sofern man möchte - in unser Buch ein und lässt somit die anderen teilhaben am Positiven, am Augenblick, an der Blickwickeländerung.
Das Buch erlebt gute Zeiten und trostlose Zeiten.
Es macht dennoch immer wieder Spaß, darin zu blättern, die Einträge zu lesen und zu schmunzeln, nachzudenken oder einfach nur zu lächeln.
Wir haben es in der Hand, uns die Zeit für diesen Blickwinkel und das Festhalten des Moments zu nehmen oder eben auch nicht.
Heute hätte ich so vieles hineinschreiben können:
Vom guten Gefühl bei unserer gestrigen offiziellen Einweihungsfeier, von den vielen positiven Rückmeldungen, die wir erhielten oder auch von den unzählig vielen helfenden Händen, die den Tag haben gelingen lassen.
Ich hätte auch hineinschreiben können, wie viel Freude ich mit den "Eisbären" habe, wie schnell sie sich entwickeln, wie zauberhaft die Kinder sind und wie oft sie mich zum Lächeln oder Lachen bringen.
Ich hätte hineinschreiben können, wie stolz ich auf das Team bin, auf jeden einzelnen, aber auch wie froh, wenn der Umzugsrummel endlich abklingt und wir einfach bitte nur unsere Arbeit machen können, ohne Bauarbeiten, Feiern, Reden, Events und andere Kraftakte.
Geschrieben habe ich nichts.
Nicht, weil ich nicht wollte, sondern weil der Schulalltagstrubel mich derart im Griff hatte, dass ich gar nicht daran gedacht habe.
Das ist so schade.
Aber nicht zu spät.
Das Besinnen auf die schönen Augenblicke geht immer und jederzeit, es liegt an uns.
Und morgen warten auch noch leere Seiten darauf beschrieben zu werden!
Ich muss es nur tun.
Nicht darüber schreiben, sondern hineinschreiben.
Weil es gut tut!
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vom 16.11.2024, 07.20