Es gibt nichts, was im pädagogischen Bereich nicht hinlänglich und kontrovers diskutiert wird. So natürlich auch die Bezeichnung von Lerngruppen und Klassen mit einprägsamen Namen, manchmal in Verbindung mit einem Klassenmaskottchen.
An unserer Schule werden die Klassen zunächst einmal ganz traditionell mit Jahrgang und Buchstaben benannt. So gibt es in jedem Jahrgang die Klasse a, b und c.
Im kommenden Schuljahr wird es auch eine Klasse 1d geben, da wir in diesem Jahr vierzügig werden.
Die klassische Bezeichnung hat Vorteile im Bereich der Statistik und Datenverarbeitung und wird in jedem Falle beibehalten.
Zusätzlich hat es sich aber sehr bewährt, den Klassen individuelle Namen zu geben, meistens in Verbindung mit einem Klassenmaskottchen.
Während wir in der Unterrichtspraxis vor Ort bislang nie auf Ablehnung gestoßen sind, werden solche Bezeichnungen im Internet durchaus kontrovers diskutiert.
Nicht nur in Lehrer- sondern auch in Elternforen findet man die Hinweise darauf, dass Schulkinder so bewusst "klein gehalten werden", keine Abgrenzung mehr zum Kindergarten stattfindet, der Niedlichkeitsfaktor zu hoch ist und die Psyche der Kinder darunter leidern könnte, wenn sie sich dauerhaft mit einem bestimmten Tier oder einer bestimmten Zeichnung in Verbindung gebracht sehen.
Häufig fällt der Begriff der "Kuschelpädagogik" und Klassenmaskottchen werden mit einem Verhätscheln der Kinder gleichgesetzt. Manchmal wird man auch schlicht nachsichtig belächelt und unreflektiert in den "Primimaussektor" abgeschoben.
In den letzten Jahren wurde das Einschulungsalter hier vor Ort etappenweise gesenkt. Die Kinder, die nun eingeschult werden, sind deutlich jünger als die Kinder, die noch vor wenigen Jahren eingeschult werden. Darunter viele Kinder mit jahrelanger Kindergartenerfahrung, aber ebenso viele Kinder, die bis zur Einschulung in familiärer Umgebung aufwuchsen und nun das erste Mal viele Stunden am Tag aushäusig verbringen.
Entwicklungspsychologisch betrachtet macht das Senken des Einschulungsalters einen deutlichen Unterschied aus. Wir haben vor Ort die Erfahrung gemacht, dass ein Klassenmaskottchen die Kinder nicht unnötig "klein" hält, sondern es ihnen erleichtert, sich einer neuen Gruppe zugehörig zu fühlen.
Nicht die Kinder werden zu Eisbären in der Eisbärenklasse, sondern Ole, der Eisbär begleitet sie ein Stück ihres Weges.
In meinen vergangenen Jahren als Lehrerin habe ich in jedem Durchgang erlebt, wie wichtig das Klassenmaskottchen in Klasse 1 ist. Es wird geliebt, gehegt, gepflegt und gerne mit nach Hause genommen. Es dient als Gesprächs- und Schreibanlass, erlebt mit den Kindern zusammen viele aufregende und neue Dinge und gehört einfach dazu.
Bereits im zweiten Schuljahr wird die Distanz zum Klassenmaskottchen bei einigen Kindern größer. Es gehört nach wie vor dazu, man identifiziert sich auch weiterhin mit der Lerngruppe, aber der Bekuschelungsfaktor des Maskottchens nimmt bereits ab.
Nach wie vor geht man in die "Eisbären-", "Pinguin-" oder "Affenklasse", kann sich aber auch zunehmend mit den abstrakteren Klassenbezeichnungen identifizieren.
Im dritten Schulbesuchsjahr ist das Maskottchen auf jeden Fall noch wichtiger Begleiter, fristet sein Dasein aber schon eher am Rande des Geschehens. Die Kinder entwickeln sich weiter, die einen schneller, die anderen langsamer und man wächst eher zu einer 3a oder 3b zusammen und ist nicht mehr so sehr auf das Maskottchen fokussiert.
In Klasse 4 belächeln sich die Kinder selbst, wenn sie Briefe oder Tagebucheinträge lesen, die sich in Klasse 1 geschrieben haben, lieben das Maskottchen noch immer, aber auf eine sehr distanzierte und natürlich "coole" Art.
Natürlich fehlt das Maskottchen auf keiner Feier, aber es wird nicht mehr allzu liebevoll gebettet und umsorgt.
Ein ganz normaler Entwicklungsprozess also, der den Kindern meiner persönlichen Erfahrung nach nicht schadet.
Der Übergang von der Kita, der Familie in die Grundschule ist mit so vielen Veränderungen und Neuerungen verbunden, dass Schule sich auf den Weg machen muss, Wege zu finden, um den Übergang zu erleichtern und zu strukturieren.
In diesem Jahr wird Ole Eisbär uns begleiten und helfen, einen guten Start in der Grundschule zu erleben.