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Penetrante Vertreterinnen

Ich hetze die Flurtreppe herunter und überlege, ob ich zuerst die Toilette oder das Büro aufsuche und wieviel Zeit mir bleibt, um einfach einmal fünf Minuten im Lehrerzimmer zu sitzen.
Mit einem Bildnis meiner Person in der Hand, das mir ein Schmunzeln entlockte, schaue ich aus dem Fenster und sehe sie heran nahen.....




Die Trolleys weisen sie ganz eindeutig als Vertreterinnen aus. Ich fange die Damen an der Zwischentür ab, stelle mich vor und frage, ob ich ihnen weiterhelfen könne. Sie stellen sich als Vertreterinnen eines der größten Lehrbuchverlage vor und auf meine irritierte Frage, ob wir einen Termin hätten, kontern sie mit:
"Nein, wir möchten Ihnen aber dennoch unsere neuesten Lehrwerke vorstellen!"

Ganz so, als säßen wir gelangweilt herum und warteten nur darauf, von Vertretern renommierter Verlage heimgesucht zu werden. Ich erkläre sehr nachdrücklich, dass wir keinerlei Interesse an den Lehrwerken hätten und auch keine Zeit, um uns nun so sehr spontan mit den Damen auseinanderzusetzen.
Das stört die beiden nicht wirklich und die eine Dame möchte wissen: "Mit welchen Lehrwerken arbeiten sie denn hier?"
Nicht, dass es die Damen etwas anginge und überhaupt, hatte ich nicht deutlich mein Desinteresse bekundet?
Der Toilettendrang wird dringlicher, die Pause schwindet dahin und das Telefonat ist auch noch nicht erledigt.

Ich ärgere mich und gebe zu verstehen, dass wir bei Interesse sehr wohl wüssten, wohin wir uns zu wenden hätten und verabschiede mich in dem Wissen nun als unfreundlichste Schulleitung im Gedächtnis der Vertreterinnen und ihres Verlages zu verbleiben.

Das war nicht das erste unangehme Erlebnis mit Menschen, die uns von ihren Produkten zu überzeugen versuchten. Immer penetranter, aufdringlicher und dubioser werden die Versuche einiger Verlage, ihre Produkte zu verkaufen.
Am Telefon mogelt man sich mit Lügengeschichten an der Sekretärin vorbei und gibt an, von der Ausländerbehörde, dem Jobcenter oder einem anderen Amt aus anzurufen und Sachfragen klären zu wollen.
Nachdem die Telefonate dann in unserem Büro landen, stellt sich am anderen Ende der Vertreter eines Verlags oder gerne auch eines Fotografen vor.

Und diese Menschen reagieren sehr erstaunt, wenn man ihnen verärgert begegnet.
Schließlich meinen sie es ja nur gut mit uns.
Wahlweise verkaufen sie uns die Inklusion als lehrbuchgeeignet oder ihre Fotos als unschlagbar günstig.

Für meine Pipipause gehe ich das Risiko als unfreundlich abgestempelt zu werden gerne ein.

This is not my Job! Aber das erwähnte ich ja bereits.

Susanne Schäfer 14.02.2017, 18.51

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Ulli

Liebe Susanne, mein ehemaliger Chef hat immer alle Vertreter freundlich, aber bestimmt zu einem fixen Termin pro Jahr (oder Halbjahr?) eingeladen. da durften diese dann ihr Material in der Aula aufbauen und das ganze Kollegium konnte sich informieren. Danach haben sich alle im Lehrerzimmer getroffen und besprochen, was sie als sinnvolle Anschaffung haben wollten. Alles konnte man meist nicht erfüllen, manche kleineren Sachen hatte Kollegin X vielleicht auch in selbst gemacht, aber wir hatten das Gefühl, sinnvoll einzukaufen...was vorher oft nicht der Fall war, wenn Vertreter nur mit wenigen Personen aus dem Kollegium gesprochen haben.

vom 22.02.2017, 13.25
Antwort von Susanne Schäfer:

Oh, danke für die Idee. Ich werde das mit dem Team besprechen, ob da Bedarf besteht.
2. von Katrin Gans

Und das passiert mindest 3mal die Woche...
Nervig und anstrengend finde ich auch die Anrufe irgendwelcher dubiosen Firmen, die dem Förderverein was schenken möchten, weil sie im letzten Jahr einen großen Überschuss erwirtschaftet haben. Das gibt es auch in Kombination mit Fotos. Oft schreckt die abgebrühten Damen und Herren am Telefon aber nicht einmal pure Unfreundlichkeit ab. Die sind top geschult. :D

vom 15.02.2017, 17.23
Antwort von Susanne Schäfer:

Ja, die Masche mit dem Schenken kenne ich auch.
:-/
1. von plueschine

Liebe Susanne, ich musste so lachen, denn gerade heute Mittag habe ich einen von diesen Fotomenschen abgewimmelt, der sich auch an der Sekretärin vorbeigemogelt hatte. Ich hatte mir gerade einen Bissen von meinem in den Pausen nicht geschafften Brot gegönnt und habe mit vollem Mund mein Nichtinteresse bekundet. Er hat's mit Humor genommen und mir wenigstens "Guten Appetit" gewünscht.

vom 15.02.2017, 17.00
Antwort von Susanne Schäfer:

Dann ist also anderswo nicht anders als bei uns.
Ich empfinde das als so aufdringlich.
:-O
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Katharina
So eine tolle Seite mit so vielen Inspirationen! Vielen herzlichen Dank dafür.
13.7.2020-9:54
Anne
Liebe Susanne, erst einmal ein großes Lob für die vielen liebevoll gestalteten Dinge. Ich möchte im neuen Schuljahr auch eine Eisbärenklasse starten. Gibt es schon Schilder für die Tafel mit den Unterrichtsstunden? LG
21.5.2017-17:17
Melanie
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine tollen Texte, darin kann man sich wirklich stundenlang verlieren!
Am Schuljahresanfang hattest du Auf- und Einräumbilder deines Klassenraumes gepostet, mich würde mal interessieren, wie es jetzt so bei dir aussieht, nachdem darin schon eine ganze Weile gelebt wird.
Es grüßt dich ganz herzlich,
Melanie
14.5.2017-19:18
Pepe
Weil nicht sein darf, was nicht sein soll! Mutige, offene Worte. Vielen Dank dafür, Susanne. Genau so sieht es aus.
23.2.2017-16:37
Melli
Liebe Susanne, ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um dir ganz ganz herzlich für die tolle Idee und natürlich deine süßen Materialien zum Märchentag zu danken. Wir begehen seither den "Märchenfreitag" (stundenplanbedingt) und meine Erstklässler lieben es! Gerade für meine sehr spracharmen Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, den Wortschatz zu erweitern und sie zum Sprechen und Erzählen anzuregen. Und ähnlich wie du habe auch ich einen ungemeinen Spaß daran, jede Woche ein neues Märchen vorzubereiten und mal keine Buchstabeneinführung ö.ä. zu machen. Also lieben, lieben Dank!!!
18.2.2017-11:02
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Liebe Susanne, ich freue mich dann sehr auf j
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