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Einträge vom: 10.09.2016

Zeit für HERZlichkeit

"Guck mal, Frau Schäfer, ich kann Herzen malen!", rief mir ein Kind meiner Klasse im Unterricht entgegen und präsentierte mir stolz sein Mathebuch.



Eifrig malte das Kind weiterhin Herzen in sein Buch, statt die offensichtlich eher langweiligen Aufgaben zur Mengenerfassung zu bearbeiten.
Natürlich war ich im ersten Moment geneigt darauf hinzuweisen, dass jetzt eigentlich eine andere Aufgabe an der Reihe war. Von Herzchenmalen hatte ich schließlich nichts gesagt.
Das Kind malte aber mit äußerster Hingabe und hoher Konzentration Herz um Herz in das Mathebuch, ganz gefangen in sein Tun und voller Hingabe.
Jedes Herz wurde größer und die Form immer gleichmäßiger. Der Stift fuhr immer flüssiger über das Blatt und das Kind stellte selbst fest: "Ich mach das super!"
Ja, es machte das in der Tat super und vor allem mit einer solchen Liebe zur Arbeit, dass ich nur schwerlich auf die eigene Aufgabe verweisen wollte.

Warum sollte ich das hochkonzentrierte und motivierte Kind, das sich nur schwerlich motivieren ließ, langweilige Schwungübungen mitzumachen, nun in seiner selbstgewählten Arbeit unterbrechen?
Wem schaden einige Herzen im schnöden Mathebuch?

"Ja, du machst das wirklich super!", bestätigte ich und dachte mit Bangen kurz darüber nach, ob jetzt wohl der Rest der Klasse auch inflationär Herzen malen wollen würde.....

Lehrerängste, unbegründet und unrealistisch.
Die anderen Kinder arbeiteten an ihren jeweiligen Aufgaben weiter und niemand fand es befremdlich, dass sich das Mathebuch an einem Tisch nun mit kleinen und großen, dicken und dünnen, roten und blauen Herzen füllte.

Für die Kinder, das merke ich immer wieder, ist es viel natürlicher als für mich, dass jeder seinen eigenen Weg geht.
Und hier war es nunmal gerade Zeit für HERZlichkeit!

Und Zeit für mich, von den Kindern zu lernen.

Schließlich steht nicht umsonst in unseren Schulfenstern geschrieben: Schule mit Herz!

Susanne Schäfer 10.09.2016, 18.07| (6/6) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Die Ehre der Kopierten

Die Schuleingangskonferenz stellte, neben unzählig vielen anderen Themen, auch das Bereitstellen unseres schulinternen Logbuchs auf der Homepage zur Diskussion.
In den Vorjahren hatte sich gezeigt, dass benachbarte Schulen - jedoch nicht nur diese - gerne auf die in unserem Team entwickelten und erarbeiteten Ideen und Konzepte zurückgriffen.

Während ich auf der Konferenz noch die Ehre der Kopierten zu vermitteln suchte, dafür warb, weiterhin so transparent wie möglich zu agieren und unsere Konzepte, Ideen und entwickelten Projekte auch weiterhin frei zugänglich zu machen, wurde ich durch einen Zeitungsartikel in der hiesigen Presse doch nachdenklich.



Eine von uns - nach der Idee einer Kollegin unseres Teams - vor einigen Jahren entwickelte Idee zur Bergüßung der neuen Erstklässler wurde 1:1, ohne jegliche Modifikation, von uns übernommen und eine andere Schule präsentierte sich nun voller Stolz damit in der Presse.

Ein Anruf der Schulleitung einer weiteren Schule ließ mich weiter stutzen:

"Wir arbeiten ja jetzt mit Eurem Rechtschreibkonzept, aber nun haben die Eltern folgende Fragen, wie geht Ihr denn damit um?", wurde ich gefragt und wusste zunächst nichts weiter zu erwidern als: "Wieso arbeitet Ihr denn mit unserem schuleigenen Konzept, das haben wir doch passgenau für unsere Kinder entwickelt und Ihr arbeitet doch eigentlich methodisch ganz anders?"

Mit einem unbestimmten Bauchgrummeln  beendete ich das Gespräch.
Schulleitung bedeutet für mich - oder ich muss sagen für UNS - immer zuerst zu schauen, welche Bedürfnisse, welche Ausgangsbedingungen haben wir an unserer Schule und wie können wir Konzepte und Methoden und Ideen entwickeln, die passgenau für unsere Schule sind.
Der eigenen Schule ein individuellen Profil zu geben bedeutet Arbeit und das gesamte Team muss an einem Strang ziehen. Innovation, Teamgeist, Engagement und Fachwissen sind von allen Beteiligten gefragt.
Und das bedeutet Arbeit. Viel Arbeit.
Selbstverständlich kenne ich den Ausdruck: "Man muss das Rad nicht neu erfinden!" und für gewisse unterrichtliche Bereiche möchte ich dem zustimmen.
Schulentwicklung jedoch lässt sich meiner Meinung nach nicht durch bloßes Kopieren betreiben.

Die Entdeckung, dass eine Nachbarschule nicht nur dies und jenes, sondern so gut wie alles von uns kopiert, nachmacht und als eigene Idee darstellt, sich nach außen hin damit brüstet und dabei noch mit spitzen Bemerkungen gegenüber Kooperationspartnern gegen uns arbeitet, macht mich nachdenklich.

Natürlich schauen wir auch nach den Ideen anderer Schule, lassen uns inspirieren, bereichern oder durchaus auch mal abschrecken, aber im Fokus stehen immer unserer Kinder und das, was für eine andere Schule passt, passt noch lange nicht zu uns und so tragen wir zusammen, sammeln, bilanzieren, diskutieren, werten aus und am Ende steht immer ein individuelles Konzept, Produkt oder Ergebnis - nur so entwickelt sich Schule weiter und zwar zugunsten der Schülerinnen und Schüler und aller an Schule Beteiligten.

Es gibt nun, wie immer, mehrere Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen. Weitermachen wie bisher ist die eine Option. Nicht beirren lassen durch effekheischende Nachmacher, transparent und angreifbar und kopierbar bleiben.
Offensiv an die Situation herangehen und nachfragen.
Sich im stillen Kämmerlein ärgern oder aber stolz darauf sein, dass wir anscheinend so gute Arbeit leisten, dass andere sie für wert erachten zu kopieren.

Letzteres ist für den eigenen Seelenfrieden sicherlich die beste Lösung.  Und damit kann man ja durchaus offensiv umgehen. Freuen wir uns doch einfach, dass andere Schulen genau das machen möchten, was wir machen. Im Grunde ist das ein unglaublich toller Achtungserweis, eine ganz besondere Wertschätzung unserer Arbeit.
Und darauf kann man die Kollegen ja durchaus anssprechen: "Wir freuen uns, dass euch unsere Arbeit so gut gefällt, dass ihr sie 1:1 bei euch umsetzt. Danke für die Wertschätzung!"

Anerkennung ist nicht nur für unsere Kinder wichtig. Auch für uns. Erfahren wir sie eben auch diese Art und Weise und lassen uns dadurch bestärken und motivieren so weiterzumachen wie bisher.
Sich langfristig zu ärgern schadet der eigenen Motivation, der eigenen Einstellung und letzlich der eigenen Arbeit.

Relativieren wir einfach unsere Sichtweise, schließlich wird uns nicht geschadet. Und vor allem unseren Kindern nicht.
Und letztlich geht es ja um sie und nicht um uns.

Und eines, das kann nicht kopiert werden: Das Team!
Damit steht und fällt einfach alles.

Susanne Schäfer 10.09.2016, 17.50| (4/4) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

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Katharina
So eine tolle Seite mit so vielen Inspirationen! Vielen herzlichen Dank dafür.
13.7.2020-9:54
Anne
Liebe Susanne, erst einmal ein großes Lob für die vielen liebevoll gestalteten Dinge. Ich möchte im neuen Schuljahr auch eine Eisbärenklasse starten. Gibt es schon Schilder für die Tafel mit den Unterrichtsstunden? LG
21.5.2017-17:17
Melanie
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine tollen Texte, darin kann man sich wirklich stundenlang verlieren!
Am Schuljahresanfang hattest du Auf- und Einräumbilder deines Klassenraumes gepostet, mich würde mal interessieren, wie es jetzt so bei dir aussieht, nachdem darin schon eine ganze Weile gelebt wird.
Es grüßt dich ganz herzlich,
Melanie
14.5.2017-19:18
Pepe
Weil nicht sein darf, was nicht sein soll! Mutige, offene Worte. Vielen Dank dafür, Susanne. Genau so sieht es aus.
23.2.2017-16:37
Melli
Liebe Susanne, ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um dir ganz ganz herzlich für die tolle Idee und natürlich deine süßen Materialien zum Märchentag zu danken. Wir begehen seither den "Märchenfreitag" (stundenplanbedingt) und meine Erstklässler lieben es! Gerade für meine sehr spracharmen Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, den Wortschatz zu erweitern und sie zum Sprechen und Erzählen anzuregen. Und ähnlich wie du habe auch ich einen ungemeinen Spaß daran, jede Woche ein neues Märchen vorzubereiten und mal keine Buchstabeneinführung ö.ä. zu machen. Also lieben, lieben Dank!!!
18.2.2017-11:02
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