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Einträge vom: 17.01.2017

Kinder

Vor etlichen Jahren teilte mir ein damaliger Vorgesetzter einmal mit, ich müsse dringend meine Sprache überdenken.
Es ging darum, dass ich  - in einem dienstlichen Gespräch - die Schülerinnen und Schüler als "Kinder" bezeichnet hatte.





Heute fiel mir die - eigentlich längst vergessene - Situation wieder ein, als wir unseren "Kindersprechtag" - Aushang an die Tür hängten. Mangelnde Wertschätzung, aber auch mangelnde Distanz warf man mir damals vor und - so erklärte man mir wortreich - ich habe grundsätzlich und immer und vor allem ausschließlich von Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Das versachliche das Gespräch und drücke mehr Wertschätzung gegenüber jenen Schülerinnen und Schülern aus.
Zudem wären die Rollen somit klarer definiert.

Jahrelang habe ich folgsam und sorgfältig darauf geachtet, den Begriff "Kinder" nicht mehr zu nutzen und mich wirklich bemüht, von Schülerinnen und Schülern zu sprechen. So, wie ich es in dienstlichen Dokumenten nach wie vor halte.

Irgendwann einmal fiel mir dann jedoch auf, dass der Begriff "Kinder" ein ganz wesentlicher ist in unserem beruflichen Bereich und für mich persönlich nicht derart abwertend, distanzlos und rollenunklar ist, wie seinerzeit für meinen Vorgesetzten.
Es hat lange gebraucht, ehe ich mich von den mir vorgesetzten Ansichten befreien konnte - übrigens ein wie ich finde durchaus typisches Phänomen in unserem Beruf - und heute plädiere ich ganz bewusst für den Begriff  "Kinder".

Vielleicht machen wir uns nämlich viel zu selten klar, wem wir da morgens begegnen. Natürlich sind die Kinder unsere Schülerinnen  und Schüler, aber eben diese sind eben entwicklungspsychologisch betrachtet "Kinder" und wir sprechen bewusst von "Kindheit" und nicht grundsätzlich von "Schulzeit". Kinder, die eben nicht dem Abbild von uns Erwachsenen entsprechen, die wie Kinder denken, fühlen und handeln.
Ich kann ein Kind kaum mehr wertschätzen, als dass ich es in seiner Kindlichkeit so annehme, wie es ist.

Denn nur dann sehe ich den Menschen ja als Ganzen und nicht selektiv in seiner Rolle als Schulkind. Ich glaube, wir müssen wieder lernen, mehr das Kind in den Blick zu nehmen und weniger den Schüler und die Schülerin, um unseren Kindern gerecht werden zu können.

Das Kind ist weitaus mehr als der Schüler am Morgen und weitaus mehr bringt es auch mit in die Schule.
Und ich möchte das wahrnehmen und sehen als Lehrerin, nicht, um weniger wertzuschätzen, sondern um MEHR wertzuschätzen und den Menschen als Ganzes zu sehen.

Kein Kind ist je ohne Geschichte, sowie kein Mensch nie ohne eigene Geschichte sein wird.
Und dann ist ja nicht zu vergessen, unsere eigene Sehnsucht, wieder mehr mit den Augen eines Kindes sehen zu können.
Die Welt mit Kinderaugen zu entdecken, mehr Freude, Unbeschwertheit, Neugierde und Lust auf das Leben zu haben.

Ich glaube, ich kann von Kindern noch sehr viel lernen.
Wären sie allein meine Schüler, ginge mir und ihnen vieles verloren!

Susanne Schäfer 17.01.2017, 16.13| (7/7) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

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Katharina
So eine tolle Seite mit so vielen Inspirationen! Vielen herzlichen Dank dafür.
13.7.2020-9:54
Anne
Liebe Susanne, erst einmal ein großes Lob für die vielen liebevoll gestalteten Dinge. Ich möchte im neuen Schuljahr auch eine Eisbärenklasse starten. Gibt es schon Schilder für die Tafel mit den Unterrichtsstunden? LG
21.5.2017-17:17
Melanie
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine tollen Texte, darin kann man sich wirklich stundenlang verlieren!
Am Schuljahresanfang hattest du Auf- und Einräumbilder deines Klassenraumes gepostet, mich würde mal interessieren, wie es jetzt so bei dir aussieht, nachdem darin schon eine ganze Weile gelebt wird.
Es grüßt dich ganz herzlich,
Melanie
14.5.2017-19:18
Pepe
Weil nicht sein darf, was nicht sein soll! Mutige, offene Worte. Vielen Dank dafür, Susanne. Genau so sieht es aus.
23.2.2017-16:37
Melli
Liebe Susanne, ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um dir ganz ganz herzlich für die tolle Idee und natürlich deine süßen Materialien zum Märchentag zu danken. Wir begehen seither den "Märchenfreitag" (stundenplanbedingt) und meine Erstklässler lieben es! Gerade für meine sehr spracharmen Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, den Wortschatz zu erweitern und sie zum Sprechen und Erzählen anzuregen. Und ähnlich wie du habe auch ich einen ungemeinen Spaß daran, jede Woche ein neues Märchen vorzubereiten und mal keine Buchstabeneinführung ö.ä. zu machen. Also lieben, lieben Dank!!!
18.2.2017-11:02
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