Zum aktuellsten Eintrag

Einträge vom: 01.02.2017

Die Sache mit der Motivation....

Das Kind an sich, so las ich des öfteren, ist grundsätzlich intrinsisch motiviert. Liest man genauer nach in entwicklungspsychologischen Werken so ist häufig zu entdecken, dass die Leistungsmotivation in der soziostrukturellen Umwelt erlernt wird.
Das ist zunächst einmal das Elternhaus, später eventuell der Kindergarten und letztlich u.a. auch die Schule.




Und wir, wir haben natürlich Ziele in der Schule. Lehrpläne mit Kompetenzerwartungen, VERA Arbeiten in Klasse 3 und Eltern, die sich grundsätzlich - und das ist ja auch richtig so - das Beste für ihr Kind wünschen.

Und dann sitzen Kinder in unseren Klassen, die viel lieber all ihre Wachsmalstifte anspitzen und fasziniert von der Tatsache sind, dass das überhaupt möglich ist.
Kinder, die lieber Herzen in Mathebücher malen als Ziffern nachzuspuren und Kinder, die sich Schule und Lernen ganz anders vorstellen, als wir es ihnen anbieten.

Nicht zu vergessen jene Kinder, die lieber einfach gar nichts tun.

Und nun müssen wir einen Weg finden, genau diese Kinder zu erreichen, weil unsere Erwartungshaltung zu nichts weiter führt als Frust auf unserer Seite und Druck auf Seiten der Kinder.
Natürlich kann ich erwarten, dass ein Kind mir zuhört, aufpasst, meine Lernangebote annimmt, motiviert ist und reagiert, wie ich es mir wünsche.
Erwartungen jedoch führen - nicht nur schulischerseits - häufig zu Ernüchterungen. Denn manchmal wissen Menschen einfach gar nicht, was und warum wir Dinge und Reaktionen von ihnen erwarten. Vielleicht ist Unterricht - ich rede nun von meinem und kann das nicht verallgemeinern - nach wie vor noch nicht zieltransparent genug. Vielleicht brauche ich einfach mehr Geduld, mehr Gelassenheit, mehr Vertrauen in die unterschiedlichen Lernwege.

Andererseits möchte ich Kinder auch fordern, herausfordern und zur Selbsttätigkeit animieren.
Und manchmal scheitern all diese Ansprüche an der Realität.
Und ich gebe mich geschlagen und lasse das Kind zunächst anspitzen, in der Hoffnung, dass es anschließend in die Arbeit findet.
Mag sein, das Anspitzen jedoch ist schon die Arbeit des Kindes - es kommt immer auf die Perspektive an.

Der Balanceakt ist mühsam. Kinder im eigenen Lerntempo lernen zu lassen steht manchmal der Haltung des Kindes gegenüber, es darf allein und immer entscheiden was es tut und wann es tut.
"Vom Lehrer zum Coach" las ich bereits vor vielen Jahren, aber es ist heute aktueller denn je.

Den eigenen Weg zu finden, als Lehrer zwischen all den Erwartungen, die uns entgegengebracht werden, ist nicht immer leicht.

Ganz aktuell gehen mir hin und wieder die Ideen aus, wie ich das ein oder andere Kind noch erreichen und motivieren kann. Mir ist bewusst, dass das nicht an den Kindern, sondern meiner Einstellung und Haltung liegt.

"Gehen Sie kreativ mit der Situation um!", riet man mir schon des öfteren und ließ mich ratlos zurück. Kein noch so schlaues Buch, kein noch so umfangreiches Lehrerhandbuch, keine noch so wunderbare Materialsammlung hat mir bislang kreative Lösungen gezeigt. Aber der Rat lautete ja auch, ICH solle kreativ werden, nicht die anderen.....

Ich muss diese Form der Kreativität dringend lernen.
Sie ist mir noch nirgends begegnet. Am seltensten in Fortbildungen und Büchern.

Susanne Schäfer 01.02.2017, 16.30| (11/11) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

An Tagen wie diesen.....

Es ist 5.45 Uhr und ich sitze sehr entspannt im Büro. Keine Krankmeldung, kein Vertretungsplan - die Woche beginnt gut und ich freue mich auf all die Minimenschen in meiner Klasse und unseren Märchenmontag.
Bis zum Unterrichtsbeginn habe ich ausreichend Zeit für den liegengebliebenen Papierkram, der für Schulleitung eben so anfällt.
Ich habe mir gerade eben einen Tee gemacht, als die 16jährige Tochter anruft und weinend berichtet, sie habe sich kochendes Wasser über die Hand - statt ins Teeglas - geschüttet.

Ich beruhige das Kind, informiere das Team, lege Sachen für meine Klasse heraus und fahre nach Hause, um mit der Tochter in die Notfallambulanz zu fahren.

Vorbei ist der gemütliche Wochenstart, der Alltag hat mich wieder und das mit Haut und Haaren.

Ich weiß, in der Schule wird alles laufen, jeder wird sein Bestes geben und ich kann mich ersteinmal um meine eigene Tochter kümmern. Doch immer bleibt ein Restgedanke in der Schule, wenn es auch sicher nicht nötig wäre.

Als ich um kurz vor neun wieder an der Schule ankomme rast mein  Herz, ich fühle mich gestresst, aber das Kind wurde bestens versorgt und noch ein wenig verwöhnt.

Ich finde meine Klasse in der Turnhalle - heute ist Kindersprint - und alle sind bester Laune und rennen, so schnell sie können.
Zeit, für eine kurze Tasse Tee.
Starten wir die Woche einfach neu.




Und bleiben noch zwei Schulstunden für den Märchenmontag, viel weniger als geplant, aber Umdisponieren ist kein großes Problem. Eigentlich wollte ich heute mit dem Kamishibai arbeiten und das Märchen erzählen, statt vorzulesen. Da ich mich nun aber zeitlich gedrängt fühle und nicht ruhig genug bin, um zu berichten, entscheide ich mich doch erneut für das Vorlesen. Heute wähle ich das Drehbilderbuch "Frau Holle", das wirklich ausgesprochen ansprechende und schöne Illustrationen aufweist. Die drehenden Räder sind jetzt nicht so interessant, aber der Text und die llustrationen passen genau für meine Lerngruppe.

Ich glaube, erzählt wäre es netter gewesen, aber manchmal muss man einfach mit Kompromissen leben.
Als ich aus der Schatzkiste Minimarshmallows und kleine Holztore hole, wissen die ersten Kinder schon, das es heute wohl um "Frau Holle" gehen wird.

Nach dem Vorlesen und Besprechen erzählen zwei Kinder das Märchen nach und ich freue mich wieder einmal darüber, wie gut das einigen Kindern schon gelingt.

Beide haben den spontanen Applaus der anderen Kinder wirklich verdient. Ein einfaches Tafelbild veranschaulicht das Märchen noch einmal und wir gehen in die Arbeitsphase. Mittlerweile hat es sich etabliert, das ich unterschiedliche Angebote zum Märchen auslege und die Kinder selbst wählen, welche Angebote sie in welcher Reihenfolge bearbeiten. Heute greifen alle direkt zu den kleinen Toren, um sie mit Buntstiften zu bemalen.

Alle andere Arbeiten werden in das Märchenschatzheft geklebt. Wir hören dabei das musikalische Märchen und bemerken nicht, wie schnell die Zeit vergeht.

Zu Beginn der Abschlussreflexion im Kreis frage ich einen Schüler nach den Namen des Märchens, das wir heute kennengelernt haben. Meine Ernüchterung ist groß, als das Kind mir offenbart, es habe keine Ahnung.

Gut, irgendwas ist da nicht gut gelaufen und ich sollte reflektieren. Für den Moment retten andere Kinder die Situation, die empört kundgeben, das müsse man doch wissen, es sei doch Frau Holle und die hänge ja nun auch an der Tafel....

Für ein Rollenspiel reicht die Zeit heute nicht mehr aus, wir sprechen noch kurz über die einzelnen Lernwege der Kinder, gehen die Hausaufgaben durch und dann wartet schon der erste von vielen Gesprächsterminen.

Nachdem die Tochter kurz appte, es sei so weit alles okay, widme ich mich wieder dem Schulalltag, der noch eine Menge Unerfreuliches mit sich brachte.
Wie das eben so ist.
Manchmal helfen nur noch Kekse.

Susanne Schäfer 01.02.2017, 15.13| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Schulalltag

Vom Aufregen und Abregen

Es gibt diese Wochen, die einfach nur trubelig sind. Und je trubeliger es wird, um so empfindlicher reagiert man auf die Mitmenschen. Und je empfindlicher man reagiert, um so mehr scheint man den Trubel anzuziehen.
So jedenfalls kommt es mir in dieser Woche vor.
Zeit also, tief durchzuatmen und zu verschnaufen.





Und da es nicht nur mir so geht, hab ich heute mal für das Lehrerzimmer gebastelt und alle zum Kekseessen animiert - mich eingeschlossen.
Denn meistens sind die Aufreger gar keinen Aufreger wert, das zu wissen ist eines, das umzusetzen nocheinmal etwas anderes.

Es hilft, sich vorzustellen, welche Bedeutung die aktuelle Situation in einem Jahr noch haben wird.
Häufig keine und macht man sich das bewusst, ist die Aufregung schon nahezu besiegt!

In diesem Sinne sollten wir uns die Kekse schmecken lassen!

Susanne Schäfer 01.02.2017, 14.43| (3/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Shoutbox

Captcha Abfrage



Katharina
So eine tolle Seite mit so vielen Inspirationen! Vielen herzlichen Dank dafür.
13.7.2020-9:54
Anne
Liebe Susanne, erst einmal ein großes Lob für die vielen liebevoll gestalteten Dinge. Ich möchte im neuen Schuljahr auch eine Eisbärenklasse starten. Gibt es schon Schilder für die Tafel mit den Unterrichtsstunden? LG
21.5.2017-17:17
Melanie
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine tollen Texte, darin kann man sich wirklich stundenlang verlieren!
Am Schuljahresanfang hattest du Auf- und Einräumbilder deines Klassenraumes gepostet, mich würde mal interessieren, wie es jetzt so bei dir aussieht, nachdem darin schon eine ganze Weile gelebt wird.
Es grüßt dich ganz herzlich,
Melanie
14.5.2017-19:18
Pepe
Weil nicht sein darf, was nicht sein soll! Mutige, offene Worte. Vielen Dank dafür, Susanne. Genau so sieht es aus.
23.2.2017-16:37
Melli
Liebe Susanne, ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um dir ganz ganz herzlich für die tolle Idee und natürlich deine süßen Materialien zum Märchentag zu danken. Wir begehen seither den "Märchenfreitag" (stundenplanbedingt) und meine Erstklässler lieben es! Gerade für meine sehr spracharmen Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, den Wortschatz zu erweitern und sie zum Sprechen und Erzählen anzuregen. Und ähnlich wie du habe auch ich einen ungemeinen Spaß daran, jede Woche ein neues Märchen vorzubereiten und mal keine Buchstabeneinführung ö.ä. zu machen. Also lieben, lieben Dank!!!
18.2.2017-11:02
Letzte Kommentare
Stefanie:
Genau so etwas habe ich gesucht - und bin nat
...mehr
Judith Krottmayer:
super
...mehr
Gaby Sager:
Liebe Susanne SchäferHeute bin ich auf der S
...mehr
Beatrice Schulze :
Ich würde mich sehr freuen dieses Material z
...mehr
Cris:
Super Gestaltet!!
...mehr
Cris:
Seeehr coole Vorlage😊
...mehr
Beatrice Schulze :
Vielen Dank vorab.
...mehr
Sylvia:
Toll! Vielen Dank! Ich habe auch Geschichtenh
...mehr
Crissy :
Eine super Aufrteilung. Nutze das Heft auch f
...mehr
Emma Keeboo :
Liebe Susanne, ich freue mich dann sehr auf j
...mehr
2024
<<< Mai >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
  0102030405
06070809101112
13141516171819
20212223242526
2728293031